Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther war seit Jahren der Wunschgegner von Lübeck Bürgermeister Jan Lindenau beim Match-Race-Duell zur Travemünder Woche um den Volksbank Rotspon Cup. In diesem Jahr ging der Wunsch in Erfüllung, und der Ministerpräsident entpuppte sich als harter Gegner. Am Ruder des historischen 12ers „Sphinx“ siegte er in der Serie „Best of three“ mit 2:1 gegen Jan Lindenau und seiner Crew auf der „Trivia“.
Für Lindenau war es das vierte Rennen gegen einen Vertreter der Landesregierung, seit er im Amt ist. Nach einem Sieg gegen den damaligen Innenminister Hans-Joachim Grote und einer Niederlage gegen Finanzministerin Monika Heinhold endete der Volksbank Rotspon Cup 2022 gegen Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack erstmals in der Geschichte dieses Cups mit einem Unentschieden, weil wegen der Berufsschifffahrt keine Zeit für ein Entscheidungsrennen blieb. In diesem Jahr nun musste Jan Lindenau eine weitere Niederlage hinnehmen.
„Auf der Fahrt nach Travemünde habe ich viermal im Radio gehört, welchen Kontrahenten ich heute in Travemünde habe. Das hat mich noch mal richtig motiviert. Das wird ein spannendes Rennen, und ich freue mich darauf. Am Ende sind wir beide Gewinner: Einer kriegt die große Flasche und einer die kleine. Aus Erfahrung weiß ich, die große Flasche kriegt man schwer ausgetrunken“, erklärte Lindenau zum Sponsoren-Frühstück vor dem Start.
„Ich freue mich sehr darüber, dabei zu sein. Die Travemünder Woche hat vier Weltmeisterschaften dabei, eine Europameisterschaft und vier Internationale Deutsche Meisterschaften, und das wird natürlich getoppt vom Rotsponcup. Ich habe in den Annalen gesehen, dass es dreimal Landespolitiker geschafft haben, den Lübecker Bürgermeister wegzublasen – Torsten Albig, Andreas Breitner und zuletzt Monika Heinhold. Ich bin guten Mutes, da ich noch nie gegen Sozis verloren habe. Ich freue mich auf meine Crew. Ich kann nur darauf setzen, dass sie besser ist als die von Jan Lindenau. Dann habe ich Chancen. Wenn ich heute verlieren sollte, komme ich noch mal wieder“, so Günther vor seinem Rotspon-Cup-Debüt.
Das Startsignal zum 18. Volksbank Rotspon Cup fiel am Mittag bei wechselhaftem Wetter. Zunächst war der Wind zwar schwach, aber noch gut segelbar. Im Laufe der Rennen nahm er immer weiter ab. Das erste Rennen war ein klarer Start-Ziel-Sieg der „Sphinx“, auf der Ministerpräsident Daniel Günther steuerte. In der zweiten Wettfahrt hatte Jan Lindenau den Bug knapp vorne. An der Ziellinie wurde es so eng, dass die beiden Signaltöne für die Zieleinläufe ineinander übergingen. Doch die „Trivia“ mit dem Bürgermeister am Steuer schob sich knapp einen Meter vor der „Sphinx“ über die Ziellinie. Leichtwindtaktik war ab der Endphase des zweiten Rennens bei der geringen Geschwindigkeit der Yachten entscheidend. Die Kontrahenten machten es spannend, aber letztlich lag Daniel Günther klar vorne.
Verloren hat Daniel Günther beim Volksbank Rotspon Cup nicht, aber wiederkommen will er trotzdem gerne. „Das hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Ich bin ja nicht der Segelerfahrenste, habe aber tatsächlich schon öfter am Steuerrad gestanden, auf einem Segelboot war es jedoch das erste Mal. Das war eine großartige Erfahrung. Ich hatte hier tolle Leute um mich herum, die mir gute Tipps gegeben haben. Ich habe die Anweisungen befolgt, und so haben wir gewonnen“, sagte der Ministerpräsident.
Als Handballer sei in den Teamsportarten zu Hause und kenne im Sport deshalb nur Teamwork, wie er es auf dem Boot auch erlebt habe. „Hier hat eine Hand in die andere gegriffen, dadurch waren wir am Ende erfolgreich, nicht weil ich am Steuer gestanden habe. Wir haben es als Team geschafft“, berichtet er. Natürlich sei er als Sportler ehrgeizig und wolle gerne gewinnen. „Ich bin einfach Sportler durch und durch. Und wenn man beim Sport antritt, will man das beste Ergebnis erzielen. Ich habe uns knapp vorne gesehen, und da hat mich der Ehrgeiz gepackt. Deshalb bin ich froh, dass es auch geklappt hat“, erklärt Günther.
„Das hat wirklich so viel Spaß gemacht, dass ich das auf jeden Fall mal wieder machen will. Wenn der Platz besetzt ist, und Jan Lindenau mir aus dem Weg gehen will im nächsten Jahr, weil er die Sorge hat nicht zu gewinnen, finden wir sicher einen anderen Weg. Eine Revanche gehört meiner Meinung nach dazu, und ich mache das auch gerne noch mal“, sagte Günther mit einem Augenzwinkern. Seinen Gewinn, die Sechs-Liter-Flasche Rotspon plane er, mit Jan Lindenau gemeinsam zu genießen.
„Wir haben festgestellt: Der Ministerpräsident kommt bei gutem, sonnigem Wetter mit wenig Wind klar. Ich bin eher der Sturmerprobte. Daher hoffen wir darauf, dass beim nächsten Mal wieder mehr Wind weht“, resümierte Jan Lindenau nach dem Rennen. Der Ministerpräsident könnte mit einer entsprechenden finanziellen Unterstützung der Travemünder Woche durch das Land im kommenden Jahr ja einiges wieder gut machen, sagte er im Scherz.