Wer im Sommer Urlaub hat, legt die Füße hoch oder gönnt sich anderweitig eine wohlverdiente Auszeit. Anders macht es Oliver Pockberger aus dem bayrischen Ansbach. Er nutzt seinen sechswöchigen Urlaub, um ehrenamtlich für das Technische Hilfswerk (THW) zu arbeiten. Travemünder Woche, Wacken, Tauberfestival und Feldkoch-Ausbildung in Österreich – sein Zeitplan als THW-Küchenchef ist eng getaktet. „Ich mache das gerne, alles ehrenamtlich und mittlerweile seit 25 Jahren“, sagt der 37-Jährige.
„Hattet ihr schon Nachtisch?“, „Hat es geschmeckt?“, „Ich habe auch noch frische Waffeln da“, sagt Pockberger, während er mit einem Behälter mit runden Waffel mit THW-Logo durch das kleine Essenszelt auf dem Travemünder-Woche-Gelände geht. Der Küchenleiter aus Bayern umsorgt seine „Gäste“, die Ehrenamtlichen der TW, bestens. Dass er den „Job“, wie er seine Volunteer-Tätigkeit nennt, gerne macht, glaubt man ihm aufs Wort, wenn man ihn beobachtet.
Mit einem Team von fünf bis sieben Helfenden kümmert sich „Pocky“, wie er von den anderen THWlern genannt wird, bei der Travemünder Woche um die Verpflegung der Ehrenamtler und -amtlerinnen. Rund 1200 Essen hat das Verpflegungsteam bei der TW seit dem Samstag des Auftaktwochenendes gekocht und immer gut gelaunt direkt aus der Feldküche ausgegeben. Erbsensuppe, Gulasch oder selbstgemachte Spätzle – täglich hat das Team kulinarisch für Abwechslung gesorgt und kaum jemanden ohne Nachtisch gehen lassen. Die gute Stimmung im Zelt überträgt sich auch auf die „Essensgäste“. Ohne ein „Danke“ an die Küchencrew beendet kaum jemand die Mittagspause.
Die besondere Herausforderung für ihn als Küchenleiter bei der Travemünder Woche wäre es gewesen, dass nie vorher klar war, wie viele Leute am jeweiligen Tag zum Essen kommen. „Meine Küchencrew lasse ich auch mal ein wenig experimentieren. Das steigert die Motivation und die Laune“, sagt er. Das Wissen für den „Job“ im Küchenbereich hätte er sich hobbymäßig angeeignet. Im „normalen“ sei er Logistikmeister für Biogasanlagen, so Pockberger. Und auch das Kochen gehört eher kaum zu seinem Alltag. „Zu Hause darf ich nicht kochen. Ich kann nämlich gar nicht mehr für wenig Leute kochen und versalze so leicht mal das Essen, weil ich mich mit den Mengen vertue“, sagt er lachend. „Im Ahrtal haben wir beim Einsatz 1400 Zwiebeln an einem Tag anbraten und sechs Tonnen Gulasch gekocht“, beschreibt Helfer Baris Cokgenc vom Roten Kreuz aus Hamburg, welche Mengen in der THW-Küche mitunter zubereitet werden. Im Gegensatz zum THW in Ansbach, wo die Warteliste für neue Helferinnen und Helfer voll ist, sei es in einer Großstadt wie Hamburg schwer, neue Ehrenamtliche zu akquirieren, verrät Cokgenc.
Die Travemünder Woche ist noch nicht ganz rum, da reist Pockberger schon zum nächsten Einsatz weiter: das Wacken-Festival. Ein Tag Vorbereitung und neun Nachtschichten sowie die Verpflegung von 250 bis 300 Menschen täglich mit einem 29-köpfigen Team erwarten ihn dort. Von da aus geht es für „Pocky“ weiter zu einem weiteren Festival und im Anschluss als ehrenamtlicher Ausbilder für Feldköche nach Österreich, wo dann für ein paar Tage seine Familie mitkommt. Danach sind die sechs Wochen Sommerurlaub von Pockberger auch schon wieder vorbei und der „normale“ Job ruft wieder – bis zum nächsten Einsatz in der THW-Küche.