Auf dem Tisch im Atelier der Travemünderin Frauke Klatt liegt die aktuelle Ausgabe der Lübecker Nachrichten. Auf dem Titelbild sind die bunten Segel der Hobie-Klasse zu sehen. Ein paar Meter daneben hängt das von Klatt gestaltete TW-Plakat mit einem fast identischen Motiv in kräftigen Farben. Die Künstlern freut sich: „Die Ähnlichkeit meines Entwurfs mit dem Zeitungsfoto zeigt, dass ich mir die Umsetzung des Hobie-Feelings gut gelungen ist.“ Bereits seit 25 Jahren entwirft Frauke Klatt die Plakate für die Travemünder Woche.
In diesem Jahr ist das TW-Plakat besonders kräftig in den Farben, weil es die farbenfrohen Segel der Hobie-Klasse widerspiegelt. „Es ist mir erst schwer gefallen, so viel Farbe zu verwenden, aber gerade das kommt diesmal besonders gut an“, sagt die Malerin, deren Farbpalette sonst eher etwas monochromer ist und sich meist auf die Farben des Meeres, Himmels und der Segel beschränkt. Ihrem Motiv überall auf der Travemünder Woche zu begegnen – auf den Plakaten, der Helferbekleidung und den Programmheften – würde sie immer wieder begeistern und stolz machen, so Klatt.
Die Gestaltung von Plakaten ist für Frauke Klatt allerdings eher die Ausnahme. Hauptsächlich malt sie meist großformatige Bilder mit maritimen Motiven in Acryl oder als Aquarell. Oft werden ausrangierte Segel zu ihrer Leinwand. „Die Herangehensweise ist beim Plakat eine andere als bei Kunstwerken: Es geht primär um die Werbebotschaft, und die Schrift muss im Bild untergebracht werden. Meine TW-Plakate basieren auf Bildkunst und sollen in Sekundenschnelle zeigen: Es geht um Segeln!“, erklärt die Travemünder Künstlerin.
Frauke Klatts Weg zur Kunst ist nicht der klassische. Sie studierte zunächst Französisch, Geschichte und im dritten Fach Kunst auf Lehramt. Im Anschluss stand zunächst die Familie für sie im Vordergrund. Gemalt hat Fauke Klatt zwar ihr ganzes Leben lang, aber richtig durchgestartet ist sie erst, nachdem ihre drei Kinder bereits etwas älter waren. „An meinem 40. Geburtstag habe ich mein erstes Plakat für die Travemünder Woche veröffentlicht. Das ist nun fast genau 25 Jahre her. Ich bin wirklich stolz auf die TW-Plakate der vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte. Sie hängen gesammelt im Museum Folkwang in Essen. Ich habe immer gemalt und als aktive Seglerin eine Affinität zum Wassersport“, erzählt die 65-Jährige. Besonders gefreut hätte sie sich, als einmal eine Ausstellungskuratorin über sie gesagt hat: „Frauke Klatt hat das Segeln kunstfähig gemacht.“
Angefangen hat Frauke Klatt mit dem Malen am heimischen Küchentisch, erst später hatte sie ein eigenes Atelier im Haus der Familie. Das Atelier mit Ausstellungsfläche in der Fehlingstraße in Travemünde besitzt sie seit rund zehn Jahren. „Ich habe mich bewusst gegen Räumlichkeiten in der ersten Reihe am Hafen entschieden. Schließlich will ich auch noch selbst Zeit zum Segeln haben“, erklärt Klatt. Aber malen würde sie trotzdem jeden Tag. Das bräuchte sie einfach.
Zu ihrem ersten TW-Plakat kam Frauke Klatt durch eine Ausstellung ihrer Bilder im Regattazentrum der Travemünder Woche im Jahr 1996. Der damalige TW-Chef Rolf Erwert beauftragte daraufhin die Travemünder Künstlerin für das Plakat der Segelveranstaltung im Folgejahr. Kunst sollte die Basis des Plakates sein, die Wahl fiel auf ein Motiv aus der Ausstellung. Mittlerweile gehören die Segelmotive von Frauke Klatt zur Travemünder Woche wie die Regatten. Ebenfalls 1997 begann die Künstlerin auf Segelstoff zu malen, was ihren Bilder eine besondere Struktur und Dynamik verleiht. Ihr erstes TW-Plakat zuvor wirkt dagegen noch eher ruhig, abstrakt und grafisch.
„Mit Hilfe der TW-Plakate bin ich weit rumgekommen. Durch meine Bilder konnte ich eine neue Welt entdecken“, freut sich die Künstlerin. Ihre Ausstellungen haben sie weltweit an viele spannende Orte geführt, die eng mit dem Segelsport verbunden sind. Darunter sind unter anderem die Isle of White, verschiedene Orte in den USA wie zum Beispiel Martha’s Vineyard, Mallorca, Portugal, Dänemark, aber auch Destinationen wie Dubai und Abu Dhabi. „Auf der Isle of White hingen meine Plakate bei einer Regatta wirklich überall im Ort, und die Segler haben zu mir gesagt: ‚Du malst, was wir fühlen.‘ Das war schön zu sehen und ein tolles Lob“, erinnert sich Klatt.
Wie das Plakat für die 134. Travemünder Woche aussehen wird, weiß Frauke Klatt noch nicht. „Wenn im Spätherbst klar ist, welche Meisterschaften bei der nächsten TW gesegelt werden, entsteht das neue Plakat, damit es rechtzeitig zur boot Düsseldorf fertig ist. Ich bin immer noch jedes Mal aufgeregt, ob der Plakatentwurf akzeptiert wird“, so die Künstlerin.