Schweden greifen sich den Drachen Grand Prix

Segeln kann brutal sein: Erst auf den letzten 100 Metern der abschließenden siebten Wettfahrt entschied sich der Grand Prix der Drachen im Rahmen der Travemünder Woche. Der Schweizer Jan Eckert ließ ein Boot zu viel passieren und verlor die Generalprobe für die Europameisterschaft mit nur einem Punkt Rückstand auf den zweimaligen Olympiateilnehmer Jesper Stalheim (Schweden). Drei weitere Klassen kürten ihre Sieger zur TW, die Meisterschaftsklassen nahmen dagegen in ihren Titelrennen erst Fahrt auf.

Vor dem finalen Tag des Drachen Grand Prix war das Team unter Schweizer Flagge mit Steuermann Jan Eckert eine starke Wette auf den Sieg. Doch dann rutschte dem Olympiateilnehmer von 1992 noch der Sieg aus der Hand. Der erste Versuch einer Wettfahrt musste aufgrund der Windverhältnisse abgebrochen werden. Eckert lag zu diesem Zeitpunkt mit seiner Crew Torvar Mirsky und Frederico Melo gut im Rennen. Und auch beim Restart hatte er zunächst alles im Griff. Doch auf der letzten Kreuz musste er einen Konkurrenten zu viel passieren lassen. Platz 13 in dieser Wettfahrt ließ ihn hinter Jesper Stalheim zurückrutschen. „Das ist sehr schade. Der Gesamtsieg wäre das i-Pünktchen gewesen. Aber wir sind auch so sehr zufrieden mit unserer Performance, haben zwei Siege in einem starken Feld eingefahren“, sagte Eckert und blickte gleich in die Zukunft: „Den Sieg sparen wir uns dann hoffentlich für die Europameisterschaft in Estland auf.“

Travemünder Woche Regatta und Festival
Die Schweden um Skipper Jesper Stalheim setzten sich knapp in der Grand-Prix-Wertung der Drachen durch. Foto: segel-bilder.de

Die kontinentalen Meisterschaften werden Anfang August in Pärnu ausgetragen. „Das Revier kennen wir noch nicht, aber wir sind bereit“, sagte Eckert. „Travemünde war eine gute Vorbereitung mit zwei Tagen Champagner-Segeln bei gutem Wind und guter Welle. Danach waren die Bedingungen etwas schwieriger. Aber die Wettfahrtleitung und die Helfer haben auf dem Wasser und an Land alles gut gemanagt.“

Sieger Stalheim freute sich naturgemäß über den Sieg: „Es waren gestern und heute wirklich sehr enge Rennen, mit vielen Wechseln während der Wettfahrten. Am Ende entscheidet immer die Konstanz. Man muss um jeden Punkt kämpfen. Das hat sich heute gezeigt.“ Die Europameisterschaft hat der ehemalige Laser-Segler nicht im Kalender: „Leider nicht. Ich fahre zur den Olympischen Spiele, betreue dort unsere schwedische Ilca-Seglerin. Aber ich werde die Euro natürlich aus der Ferne beobachten.“

Auf Rang drei des Grand Prix von Travemünde landete eine weitere schwedische Crew um den Steuermann Jan Secher. Bestes deutsches Team war auf Rang vier die Mannschaft um den Hamburger Christoph Toepfer.

Die German Open der RS Aero konnte die Ukrainierin Sofiia Naumenko für sich entscheiden. An allen drei großen deutschen Segelwochen hat sie 2024 teilgenommen. Bei der Kieler Woche und der Warnemünder Woche startete sie in der Klasse Ilca 6, in Travemünde nun im RS Aero. „Ich wollte einmal etwas Neues probieren. Deshalb habe ich mich entschieden, neben Ilca 6 auch RS Aero zu segeln. Zu Beginn war der Umstieg in das deutlich leichtere und instabilere Boot nicht so einfach. Aber ich lerne immer mehr dazu“, berichtete Naumenko, die auch von ihrer besonderen Situation erzählte.

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Sofiia Naumenko wechselte vom ilca 6 auf auf den RS Aero und fuhr direkt zum Sieg bei den German Open. Foto: segel-bilder.de

Nach Beginn des Angriffskrieges in ihrer ukrainischen Heimat war Naumenko zunächst mit ihrem Van in Europa unterwegs und ist von einer Segelregatta zur nächsten gefahren. Gewohnt hat sie zu der Zeit im Wagen, das Training absolvierte sie fernab der Heimat. Mittlerweile haben sie und auch ihre Familie in Kroatien ein neues Zuhause gefunden. Während der Segelsaison ist sie weiterhin durchgehend mit ihrem Van auf Tour. Hin und wieder kehrt sie inzwischen kurz in die Heimat zurück, zum Beispiel zu nationalen Segelmeisterschaften. Die Seglerin stammt aus der ukrainischen Stadt Dnipro, gelegen am gleichnamige Fluss, auf dem Naumenko früher gesegelt ist. Der Ort ist einer der ganz wenigen im zentralen Gebiet der Ukraine, in dem Segeln auch jetzt möglich ist. Allerdings wird das Training dort von ständigem Luftalarm unterbrochen.

Auf Platz zwei der inoffiziellen deutschen Meisterschaft der jungen Klasse folgte im respektvollen Abstand Juliane Barthel (Osnabrück), die Marcus Walther (Darmstadt) deutlich im Heckwasser lassen konnte.

Einen Sieger mit einer ganz besonderen Beziehung zu Travemünde gab es bei den Dyas. Vor zwei Jahren machte Arndt Fingerhut vom Edersee seiner Freundin auf der Trave einen Heiratsantrag, inzwischen sind die beiden verheiratet. Und mit der Segelnummer seines Hochzeitstages (GER 1432 für den 1.4.2023) segelte er mit seinem Vorschoter Andreas Malcher nun zum Erfolg. „Es war wie immer sehr schön zur Travemünder Woche. Das Abgleiten der Wellen macht mit der Dyas einfach riesig Spaß. Das Boot ist perfekt zu handeln. Wir haben Wind und Welle in diesen Tagen genossen. Auch den Ballermann-Wind am Montag konnten wir gut leiden“, sagte Fingerhut.

Etwas enttäuscht war der Sieger über die kleine Flotte seiner Klasse vor Travemünde. Aber die Qualität der Flotte sei gut gewesen, und mit dem Wechsel der Bahnen und den unterschiedlichen Windbedingungen war für jeden etwas dabei. Auf den weiteren Podiumsplätzen landeten Andreas und Alexander Romanowsky (Herrsching) und Alexander Wobetzky/Heiko Erdmann (Berlin).

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André Budzien ließ sich auch durch einen Frühstart nicht vom Sieg in der Finn-Klasse abhalten. Foto: segel-bilder.de

Einen überlegenen Sieg, allerdings mit einem Schönheitsfehler, führ der Schweriner André Budzien ein. Der dreimalige Weltmeister in der OK-Jolle zeigte seine Qualitäten diesmal im Finn-Dinghy. „Ich segele beide Klassen gern. In diesem Jahr ist der Fokus mehr auf dem Finn, weil ich beim Gold Cup in Aarhus an den Start gehen will“, so Budzien. Bei der WM der Ex-Olympiaklasse strebt er einen Medaillengewinn an. „Master-Weltmeister war ich schon dreimal im Finn. Und seit dem Wegfall des Olympiastatus müssen wir auch in der offenen Klasse nicht mehr gegen die Profis antreten.“

Die Travemünder Woche war eine gute Gold-Cup-Vorbereitung. Mit fünf Siegen in den acht Wettfahrten lief die gut. Die Frühstart-Disqualifikation in der dritten Wettfahrt konnte er schließlich streichen. „Das passiert, wenn man aggressiv startet. Das war für mich nicht das erste Mal. Deshalb kann ich damit umgehen. Und wenn man gewinnen will, muss man was riskieren.“

Sein offensiver Stil wurde schließlich belohnt. Er holte sich das Travemünder-Woche-Gold vor dem Niederländer Bas de Waal und Fabian Lemmel aus Berlin.

Nachdem die Segler der IC-Canoe-Klasse am ersten Tag ihrer WM von Travemünde arg gebeutelt wurden, konnten sie an WM-Tag zwei weitere Rennen und nun mit deutlich größerer Flotte über die Bahn bringen. Waren es an Tag eins nur 17 Boote im Ziel, haben nun 32 ein Ergebnis in der Liste.

Die Siege gehen dabei an die englisch-sprachigen Teilnehmer. Glen Truswell (Großbritannien) und Michael Costello (USA) teilen sich die Top-Platzierungen untereinander auf. Dahinter folgt mit Mike Fenwick ein weitere Engländer.

Bei der Bruderklasse des IC, dem Taifun, hat zunächst Felix Mosebach den Bug vorn. er führt vor seinem Club-Kollegen Martin Droll und Johannes Meyer aus Bremen die Wertung der German Open an.

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Die Niederländer Hylke Sasse/Doete Vogelaar führen das Feld der Flying Junior an. Foto: segel-bilder.de

Zum Start der Weltmeisterschaft der Flying Junior setzen erwartungsgemäß die niederländischen Favoriten Hylke Sasse/Doete Vogelaar die Ausrufezeichen. Nach drei Wettfahrten führen sie deutlich vor ihren Landsleuten Martijn und Anna Aarts. Die deutschen Hoffnungen auf einen WM-Medaille halten Matthias Riffeler/Justus Rüthing (Ville/Lippstadt) als Dritte hoch.

Im Euro Cup der Javelin ist es indes ein harter Fight um die Top-Platzierung. Die ersten Drei werden nur durch einen Punkt getrennt. Die Briten Eddy und Neil Reid wahren einen Minimalvorsprung vor Christian Wirts/Thorsten Fischer (Hannover), die sich an Jens und Robin Schlittenhard (Hannover) vorbeigeschoben haben.

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240 Optimisten starteten in die Deutsche Jugendmeisterschaft. Ein internationales Feld ist am Start. Foto: segel-bilder.de

Bei den Optimisten startete die Riesenflotte von 240 Startern in drei Gruppen. Die Ergebnisliste ist damit noch sehr durchmischt und wird erst in den nächsten Tagen an Kontur gewinnen. In dem international stark besetzten Feld konnten sich die deutschen Nachwuchssegler und -seglerinnen an Tag eins gut in Szene setzen. Zwischen den Schweden Cornelia Baldock Frost auf Rang eins und Isak Kaplan als Drittem rangiert Paul Fiete Hickstein, der sich mit der Serie 6, 1, 3 auf Platz zwei positionierte.

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