Die Sommersonne über der Lübecker Bucht strahlte für die Sieger der Welt- und Deutschen Meisterschaften zur Travemünder Woche. Bei flauen Winden durften die Führenden des Freitags ohne weitere Rennen ihre Titelgewinne feiern. Die Goldmedaillen der Meisterschaften teilten sich drei Nationen: Athleten aus Großbritannien, Schweden und Deutschland sprangen jeweils auf die oberste Stufe des Siegertreppchens. Neben der WM der IC Canoe, der Deutschen Meisterschaft der Starboote, der Deutschen Jugendmeisterschaft im Optimisten und den German Open der Taifun endeten auch drei Ranglisten-Regatten.
Für Glen Truswell schien die Lübecker Bucht in den vergangenen Tagen den roten Teppich ausgerollt zu haben. Egal, welche Bedingungen auch herrschten, der Brite war der uneingeschränkte Star unter den IC-Canoe-Seglern. In sieben der neun Wettfahrten kreuzte er als Sieger die Ziellinie, gewann damit souverän die Weltmeisterschaft, auch wenn der US-Amerikaner Michael Costello ihm immer dicht am Heck hing.

„Ich war vor über zehn Jahren schon einmal in Travemünde und habe mich gefreut, wieder zurück zu sein“, sagte Truswell. Das Boot des Briten heißt „Sleeping Tiger“, aber geschlafen hat der Tiger in den Rennen definitiv nicht. „Mein Boot wurde in Großbritannien gebaut und ist eines der ausgeklügelsten. Die Freiheit beim Design ist das Besondere der International Canoe.“ Doch technische Raffinesse muss nicht der einzige Weg zum Erfolg sein, wie Truswell weiter zu berichten wusste: „Mein direkter Verfolger Mike Castello hat ein sehr simples Boot und ist trotzdem fast genauso schnell wie ich. Das zeigt, dass es nicht unbedingt kompliziert sein muss. Aber es fühlt sich toll an, in einem Boot zu gewinnen, das man selbst ausgebaut hat.“
Hinter Truswell und Costello komplettierte Mike Fenwick das WM-Podium der segelnden Kanu-Klasse.
Während in der Klasse der IC Canoe erfahrene Kanu-Segler das Treppchen besetzten, war es bei den Canoe Taifun ein junger Akteur in der Klasse, der sich gegen die Konkurrenz der German Open durchsetzte. Felix Mosebach aus Neuruppin hat nach der Jugendzeit im Cadet und Einsätzen in der Segelbundesliga erst im vergangenen Jahr den Einstieg in den Taifun gewagt. Auf Anhieb wurde er dort Dritter bei den German Open. Jetzt eroberte er sogar die Goldmedaille der inoffiziellen Deutschen Meisterschaft. „Ich habe ein neues Boot und neue Segel bekommen. Das lief sehr gut. Dazu passten mir die Bedingungen mit wenig Welle bei ablandigem Wind. Aber auch an dem einen Tag mit stärkerer Brise habe ich mich ganz gut gehalten“, freute er sich, dass er am Freitag bei drehenden Winden „den Sack zugemacht“ hat.

Mit seiner beständigen Serie setzte er sich gegen den Bremer Johannes Meyer und Claudius Junge aus Preetz durch. Sieger Mosebach will der Klasse auch weiterhin treu bleiben: „Das ist wirklich eine sehr familiäre Stimmung in der Klasse. Wir haben schon mit einer kleinen Sektdusche auf dem Camping-Areal gefeiert und werden noch einen tollen gemeinsamen Abend verbringen.“
Noch frischer in seiner Klasse und schon gleich Meister ist Nick Heuwinkel. Der Kieler sitzt erst seit wenigen Wochen gemeinsam mit Jesper Spehr (Malente) im Starboot, kommt ursprünglich aus dem Ilca7. Mit der Serie 1, 2, 4, 3, 3 hatten Heuwinkel/Spehr höchste Prominenz im Heckwasser. Auf Platz zwei folgte Ex-Europameister Hubert Merkelbach vom Bodensee mit Kilian Weise an der Vorschot. Rang drei belegte Weltmeister Max Kohlhoff (Kiel), der sich nach dem Verletzungsausfall von Vorschoter Ole Burzinski erst mit seinem Bruder Johann Kohlhoff einsegeln musste.

„Das ist natürlich super für die weitere Motivation. Wir sind völlig überrascht, wollten eigentlich nur sehen, was herauskommt“, so Heuwinkel. Es kam das DM-Gold heraus, das nun Zuversicht gibt für kommende Aufgaben. „Das Ziel ist die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr. In der U30-Wertung wollen wir dabei weit nach vorn fahren.“ Als Begründung für den starken Auftritt sah Heuwinkel die Erfahrung aus dem Ilca. „Taktisch kann man eine Menge übertragen. Und auf dem Vormwind-Kurs sind sich Ilca und Starboot erstaunlicherweise sehr ähnlich.“
Bei der Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaft der Optimisten gab es zur Siegerehrung ein gemischtes Bild auf dem Podium. Zwei Mädchen und ein Junge aus drei Nationen waren vertreten. Da am Sonnabend nicht mehr gesegelt werden konnte, hatte der Stand aus der Vorrunde für die Gesamtwertung Bestand: Die Schwedin Cornelia Baldoch Frost feierte den Titelgewinn vor Olha Lubianska und Paul Fiete Hickstein (Dümmer), der sich mit dem dritten Platz bei der IDJM viel Selbstbewusstsein für die WM Ende des Jahres in Argentinien holte.

Bei den Siegerehrungen der Ranglistenregatten in den nationalen Klassen setzten sich die Top-Teams der deutschen Rangliste auch vor Travemünde in Szene: Sven Naumann/Jördis Weichsel (Hamburg) gewannen die Conger-Klasse, Manfred Brändle/Stefanie Gouverneur (Duisburg) zeigten die größte Beständigkeit bei den Kielzugvögeln und holten den TW-Sieg, und Harry Voss vom Steinhuder Meer ist in der Olympiajolle die Nummer eins, wenn vor Travemünde gesegelt wird.
Für einen späten Start gingen am Abend noch die Formula 18 und die Seesegler zur Lübecker Nachrichten Mittelstrecke auf die Ostsee. Für sie werden die Entscheidungen ebenso am Sonntag fallen wie für die Teenys bei ihrer Deutschen Jugendmeisterschaft.