Die Briten gewinnen den Nationen-Cup der IC Canoe, der WM-Titel bei den Flying Junior geht in die Niederlande, und als Euro-Cup-Sieger der Javelin dürfen sich die Deutschen krönen lassen. Mit einem internationalen Mix der Triumphe präsentierte sich die Travemünder Woche am siebten Regattatag. Während die Javelin und Flying Junior mit der Krönung der Sieger den Abschluss der Travemünder Woche feierten, gehen die weiteren Klassen in ein spannendes Schlusswochenende. Neun Entscheidungen stehen noch aus, darunter die Kür von fünf nationalen und internationalen Meistern.
Die Klasse der Flying Junior ist und bleibt fest in der Hand der Niederländer. Bei den beiden vergangenen beiden Meisterschaften auf europäischer und globaler Ebene holte sich Hylke Sasse das Gold ab. Und auch jetzt war der 30-Jährige wieder Spitze – und das, obwohl er mit der erst 17-jährigen Doete Vogelaar eine neue Kraft an der Vorschot hatte.
Die Freude bei den neuen Weltmeistern war groß: „Die WM war unsere erste gemeinsame Regatta. Wir haben vorher nur viermal zusammen trainiert und sind ohne jegliche Erwartungen angereist. Alles bis Platz fünf konnten wir uns vorstellen. Mit dem Sieg haben wir absolut nicht gerechnet. Es war bis zum Ende super knapp und spannend“, sagte Sasse. Die nächste Regatta liegt für das frischgebackenen Weltmeister-Team im September an, die Niederländische Meisterschaft, vorher wird heute Abend noch in Travemünde der WM-Titel gefeiert.
Mit Matthias Riffeler/Justus Rüthing (Ville/Lippstadt) konnte ein deutsches Team die niederländische Vorherrschaft knacken, platzierte sich auf dem Silberrang vor dem Schwesternpaar vom Brassemermeer, Esther und Miriam de Jong.
Eine erfolgreiche Titelverteidigung auf europäischer Ebene feierten Christian Wirts/Thorsten Fischer vom Steinhuder Meer bei den Javelins. Wie im vergangenen Jahr holten sie sich wieder den Euro-Cup-Titel. „Es war ein starkes Feld mit sehr engen Rennen. Die ersten Drei hatten alle gute Chancen auf den Titel“, sagte Wirts und sah den Schlüssel zum Erfolg in der konstanten Serie: „Am ersten Tag brauchten wir etwas Anlauf, haben ein paar Fehler gemacht und sind auch einmal gekentert. Aber insgesamt hatten wir weniger Ausreißer.“ Die unterschiedlichen Bedingungen während der Meisterschaftstage hätten für eine tolle Regatta gesorgt, „auch wenn es für einige zwischendurch etwas zu viel Wind war“. Insgesamt sei die Javelin-Klasse aber begeistert von der Travemünder Woche und der Organisation an Land und auf dem Wasser gewesen, so Wirts.
Hinter den Gold-Gewinnern Wirts/Fischer kam das Onkel-Neffen-Gespann Jens und Robin Schlittehard (ebenfalls vom Steinhuder Meer) auf Platz zwei vor den Briten Eddy und Neil Reid.
Vor dem finalen Tag der WM der IC Canoe hat der führende Brite Glen Truswell mit drei Siegen sein kleines Punktepolster etwas ausgebaut. Noch ist der WM-Gewinn für ihn aber nicht in trockenen Tücher. Michael Costello (USA) bleibt mit drei zweiten Plätzen dran, Mike Fenwick (Großbritannien) kann dagegen auf Rang drei kaum mehr in den Titelkampf eingreifen.
Zu feiern hatten die Briten bereit am vorletzten Tag der WM. Am Morgen gewannen sie den Einlagewettbewerb, die New York Canoe Club Challenge Trophy, den Nationen-Cup in einem engen Duell gegen das deutsche Team.
Bei der zweiten Klasse aus dem Kanu-Sport, den Taifun, gab es vor dem Finale am Sonnabend einen Wechsel an der Spitze der German Open. Claudius Junge aus Preetz konnte die starke Leistung des Vortages nicht wiederholen und musste sowohl Felix Mosebach (Neuruppin) als auch Johannes Meyer (Bremen) passieren lassen.
Erfolgreich haben Nick Heuwinkel/Jesper Spehr (Kiel) ihre Führung bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft der Starboote verteidigt. Die Kieler halten nach fünf Wettfahrten den Ex-Europameister Hubert Merkelbach vom Bodensee mit Kilian Weise an der Vorschot auf Distanz. Und auch der amtierende Weltmeister Max Kohlhoff (Kiel), der für seinen verletzten Vorschoter Ole Burzinski seinen Bruder Johann Kohlhoff an Bord geholt hat, muss sich dahinter einreihen. Das Brüderpaar hat sich nach kurzer Einsegelzeit aber bereits auf einem starken dritten Platz etabliert.
Bei der Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaft (IDJM) müssen die nationalen Spitzensegler die Überlegenheit der ausländischen Gäste anerkennen. Paul Fiete Hickstein (dümmer) hat als Dritter, und damit bester Deutscher, schon einen Respektsabstand auf die führende Schwedin Cornelia Baldock Frost und Olha Lubianska aus der Ukraine. Am Abschlusstag der IDJM entscheiden weitere vier Wettfahrten über die Vergabe von Gold, Silber und Bronze.
Die Teenys haben bei ihrer IDJM noch zwei Tage vor der Brust. Bei einem anstrengenden Tag auf dem Kurs mit vier Wettfahrten überzeugten die Berlinerinnen Lotte-Marie Kirchesch/Mina Tratar durch eine beständige Serie von drei zweiten Plätzen und einem Sieg. Die übernahmen die Spitze vor Moritz Klein/Leo Wosnitzka (Berlin) und Lukas Balzereit/Tim Bauknecht (ebenfalls Berlin).
Bei den Ranglistenregatten starten die Conger mit einer neuen Führungscrew in ihren TW-Abschlusstag. Sven Naumann/Jördis Weichsel (Dümmer) verbuchten zwei Tagessiege und übernahmen die Spitze von den Hamburgern Julia Pechstein/Wolfgang Goeken.
Dass eine scheinbar überragende Siegesserie nicht unbedingt zur Top-Position reicht, müssen bisher Wolfgang Emrich/Klaus Ebbinghaus (Wörthsee) bei den Kielzugvögeln akzeptieren. Sie kreuzten zwar fünfmal in den sieben Wettfahrten das Ziel als Erste, haben aber auch einen zehnten und einen elften Platz in der Liste und sind damit nur in der Verfolgerrolle hinter Manfred Brändle/Stefanie Gouverneur aus Duisburg.
An seine Erfolgsserie aus dem vergangenen Jahr, als er vor Travemünde den Europameistertitel ersegelte, knüpft Harry Voss vom Steinhuder Meer an. Er steht klar an der Spitze der Olympiajollen.
Wiederholungstäter im besten Sinne sind die Brüder Helge und Christian Sach aus Zarnekau. Die ehemaligen Weltmeister im Formula 18 haben bereits 21 mal die Travemünder Woche gewonnen, sind damit die Rekordsieger der Regattawoche. Und nun streben sie den 22. Titel auf ihrem Heimatrevier an. In den fünf Wettfahrten der schnellen Kats legten sie vier Siege und einen zweiten Platz hin, steuern damit dem 22. Sieg entgegen. „Es waren fünf schnelle Rennen. Das hat die Wettfahrtleitung gut gemacht. Aber es war sehr anstrengend. Unsere Starts sind ausbaufähig. Gut, dass ich einen guten Taktiker an Bord habe“, lobte Steuermann Helge seinen Bruder Christian an der Vorschot.
Im Laufe des Tages kamen auch die Offshore-Segler von der Langstrecken-Regatta Rund Fehmarn wieder in Travemünde an. Nach dem Start am Vorabend steuerten sie in eine Nacht mit langer Flaute hinein. Wettfahrtleiter Jan Fischer hat daher den Kurs im Uhrzeigersinn um die deutsche Ostsee-Insel herum gesetzt. „Dadurch kamen sie mit achterlichen Winden durch den Fehmarnsund“, so Fischer. Um 10.15 Uhr kam die „Norden“ von Familie Heuer als erste Yacht im Ziel an. Die Niendorfer sicherten sich damit auch berechnet den Sieg in der ORC-Klasse. In der Yardstick-Wertung reihte Christian Masilge mit der „Krabauter“ einen weiteren Sieg in seine TW-Erfolgsserie ein. In den Doublehand-Wertungen siegten Erik Larsson (Lübeck) auf der „Eclipse“ (ORC) und Timo Manske (Lübeck) mit der „Luise“ (Yardstick).