Eine unerwartete Böenfront mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 27 Knoten zog am Montagmittag über die Lübecker Bucht und machte den Teilnehmern an der Travemünder Woche das Leben schwer. Während die Kielboote der Klassen Drachen, J/22 und Dyas die Bedingungen noch gut meistern konnten und die Jollen hart zu kämpfen hatten, war für die Skiffs der IC Canoe das Limit zeitweise überschritten. Mit vielen Schäden an Segeln, Riggs und Rümpfen wurde der erste Wettfahrtversuch abgebrochen. Nach einer Reparaturpause an Land ging es dann für eine reduzierte Flotte am späten Nachmittag doch noch weiter.
Emma Grigull, die Sprecherin der deutschen IC-Canoe-Klasse, hatte nach einer Kenterung Schäden am Segel davongetragen, da sie in ein Boot der Rennleitung getrieben war. Das wertvolle Tuch ging direkt zum Segelmacher. Auch den Restart konnte sie mit anderem Segeln nicht ins Ziel bringen. Andere mussten ebenfalls die Segel streichen. „Es gab einige Schäden. Wir hatten Mastbruch und Schäden an den Salingen, Risse in den Segeln und auch ein Loch im Rumpf.“
Jacob Wegner aus Preetz war der Unglückliche, der mit leckgeschlagenem Boot aufgeben musste. Er war nach der Kenterung auf den Rumpf geknallt und hatte das Sperrholz durchbrochen: „Das Boot ist nicht mehr ganz jung, und es war eine marode Stelle. Ich hoffe, den Schäden mit einer Karbon-Matte laminieren zu können.“ Das späte Rennen konnte er aber nur von Land aus beobachten. Die zweite Kanu-Klasse, die Taifun, verzichteten bei den Bedingungen auf ein Rennen. Die einzige Wettfahrt der IC gewann unter 18 Startern der US-Amerikaner Michael Costello.
Während die IC Canoe zum Einstieg in ihre WM noch segelten, feierten die J/22 bereits die Sieger ihrer German Open. Reiner Brockerhoff (Duisburg) hatte mit seinem Sohn, dem 505er-Ass Felix, und dem Franzosen Christoph Declerque im Vorschiff eine fast makellose Siegesserie hingelegt. Die deutsch-französische Crew gewann sieben der acht Wettfahrten: „Im ersten Rennen mussten wir uns noch etwas eingroven, aber danach lief es sehr gut. Vor allem bei dem stärkeren Wind heute hatten wir einen sehr guten Speed“, berichtete Skipper Brockerhoff.
Den zweitplatzierten Berlinern um Wolf Jeschonnek attestierte er, starke Gegner gewesen zu sein. Auf Rang drei landeten die Hamburger um Thorsten Spötter. Allerdings fehlten vor Travemünde einige Crews aus der deutschen Flotte. „Ich weiß nicht, warum sie nicht da waren. Wir werden Werbung für die Travemünder Woche machen. Es war eine tolle Veranstaltung“, sagte Brockerhoff.
Viel Spaß auf der Bahn hatten auch die Javelin bei ihrem Einstieg in den Euro Cup. „Es war grenzwertig, aber schön. Ein toller TW-Tag zum Auftakt“, berichtete Jens Schlittenhard, der mit seinem Neffen Robin an der Vorschot segelt. Als aktuell Dritte sind sie derzeit beste Deutsche – hinter den beiden britischen Teams Eddy und Neil Reid sowie Ben und Richard Fisher. „Das ist toll, dass sich in den letzten Jahren einige Familiencrews zusammenfinden. Das tut der Klasse gut“, so Schlittenhard, der in den kommenden Tagen einen spannenden Kampf um den Titel erwartet. Nach Tag eins trennt ihn von Rang drei zur Spitzenposition nur ein einziger Punkt.
Auf das Finale ihrer TW steuern gleich vier Klassen zu. Für die Drachen geht es am Dienstag um den Sieg beim zweiten Grand Prix des Jahres. Der Schweizer Jan Eckert hat mit einem Sieg in der sechsten Wettfahrt die knappe Führung übernommen. Der Steuermann vom Genfer See hat mit dem Amerikaner Tovar Mirsky und dem Portugiesen Frederico Melo eine internationale Crew an Bord. Am Schlusstag ist aber alles offen, denn die Verfolger um Christoph Toepfer (Hamburg) und den Schweden Jesper Stalheim liegen nur knapp zurück, und zwei Rennen stehen noch aus.
Zurück in der Erfolgsspur ist bei den RS Aero die Ukrainerin Sofiia Naumenko. Mit zwei Siegen in den herausfordernden Bedingungen baute sie ihren Vorsprung bei den German Open deutlich aus. Ihr reicht in den beiden ausstehenden Rennen eine gute Wettfahrt, um den Titel zu gewinnen. Den Kampf um Silber und Bronze werden Marcus Walther (Langen) und die deutsche Klassenpräsidentin Juliane Barthel (Osnabrück) austragen.
Zurück an der Spitze der Finns ist André Budzien. Der Schweriner hat seine Frühstart-Disqualifikation vom zweiten Tagen vorerst gestrichen, darf sich im Kampf mit dem Berliner Fabian Lemmel aber am Schlusstag der Finn-Regatta keinen Ausrutscher mehr erlauben. Ebenfalls noch mit Chancen auf Sieg startet der Niederländer Bas de Waal in den Schlusstag der ehemals olympischen Klasse.
Vor dem Einstieg in ihre Meisterschaften unternahmen die Optimisten und die Flying Junior einen Reviertest mit ihren Practice Races. Die Flying Junior hatten dazu die Gelegenheit, sich vor Publikum beim Volksbank Trave Race zu präsentieren. 16 Teams bewarben sich in zwei Halbfinals und dem Finale um das Preisgeld von 300 Euro, das die Volksbank Lübeck ausgelobt hatte. In der entscheidenden Wettfahrt setzten sich schließlich die Italiener Stefano Baciga/Marcello Cassini durch. Sie hatten den besten Start und verteidigten von dort souverän die Spitze. „Wir hatten wirklich Spaß hier, vor Publikum zu segeln. Die Chance hat man sonst als Segler nicht. Aber auch auf der Ostsee haben wir uns sehr wohlgefühlt. Wir freuen uns auf die Weltmeisterschaft in den kommenden Tagen“, berichtete das Siegerteam.
Christian Mehrens, Vorstand der Volksbank Lübeck, freute sich über das Showrennen bei besten Bedingungen in der Trave: „Klasse, dass es diese Rennen gibt und dass die Besucher stehen bleiben und sich den Segelsport anschauen. Wir als Volksbank unterstützen das sehr gern, blicken schon gespannt auf Mittwoch, wenn zum Volksbank Rotspon Cup Lübecks Stadtpräsident Henning Schumann gegen Reinhard Meyer, den Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, antritt.“